Manchmal ist Selbstfürsorge nicht alles. Nicht die alleinige Lösung für die schwierigen Dinge im Leben. Nicht die absolute Rettung. Nicht das, was allein durch’s Leben trägt. Denn in manchen Momenten brauchen wir einfach nur Wärme. Brauchen wir Geborgenheit. Brauchen wir ungeteilte Aufmerksamkeit. Manchmal brauchen wir die Zuneigung und Fürsorge eines uns vertrauten Menschen. Wir brauchen Fremdfürsorge.
Wenn wir uns Zeit für uns selbst nehmen und unsere ganz eigenen Bedürfnisse kennenlernen, dann wissen wir, was uns gut tut. Wir fühlen, was wir brauchen. Wir nehmen uns Zeiten für Selbstfürsorge. Doch manches können wir nicht alleine abdecken, alleine besänftigen, alleine lösen. Manchmal bricht alles über uns herein. Manchmal ist der Alltag eine Zumutung, eine einzige Überfoderung. Wie eine hohe Welle können uns dann Gefühle von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Überforderung oder gar Isolation ganz plötzlich überschwemmen. Dabei geht es nicht um große Schicksalsschläge, einschneidende Lebenskrisen – nein es sind eher diese kleinen, spitzen und doch tief gehenden Krisenmomente, die sich manchmal ganz unvermittelt im Alltag auftun. Und wie schön, wenn dann jemand da ist. Jemand, an den wir uns wenden können. Wenn es jemanden gibt, den wir anrufen, dem wir schreiben oder den wir treffen mögen.
Wir sind heutzutage ja optimal vernetzt und umgeben von vielen Menschen – da draußen. Da sollte das ja ganz leicht gehen. Doch sich in der Alltagsnot an einen vertrauten Menschen zu wenden, ist für manche von uns gar nicht einfach. Und mit zunehmendem Alter und der gewachsenen Lebenserfahrung und unserer vermeintlichen Unabhängigkeit kann es immer schwieriger werden. Denn sich hinzustellen und auszudrücken: „Ich brauche Dich jetzt.“ „Ich kenn‘ mich nicht aus.“ „Ich weiß nicht weiter.“ braucht Mut.
Wahrscheinlich gibt es nur einige wenige Menschen in unserem Leben, die wir in diesen Momenten ansprechen mögen. Wo wir einfach schwach und klein sein dürfen. Wo sich tiefes Vertrauen zeigt. Und so raffen wir uns auf und handeln: wir schreiben eine Sms an einen Freund oder schaffen es vielleicht sogar anzurufen. Wir reden, erzählen, vertrauen uns dem Anderen an. Wir dürfen klein sein, schwach sein, uns anlehnen. Von den kleinen und den großen Dingen berichten, die uns jetzt gerade bewegen. Diese Menschen können wir anrufen, in Tränen ausbrechen oder heftig lospoltern – wie auch immer wir auf die Irritationen des Lebens reagieren. Und auf der anderen Seite ist Verständnis und Zuwendung. Keine Panik, keine Zurückweisung. Verständnis und Zuwendung.
Oh, und wie wunderbar ist der kurze Kontakt zu einem vertrauten Menschen in diesen Augenblicken. Eben war alles noch eng und dunkel, der Körper starr und hart, das Herz schwer und verschlossen. Wir hatten das Gefühl mit dem was wir erleben komplett allein auf der Welt zu sein. Dann hören wir eine vertraute Stimme, lesen eine Antwort oder werden vielleicht sogar umarmt. Und nehmen unter unseren Füßen wieder Halt wahr. Wir spüren: es ist alles okay. Es wird schon wieder. Ich bin okay. Ich schaffe das schon. Und nein, ich bin nicht allein.
Ja. Da ist jemand.
Wie gut kannst Du Fremdfürsorge für Dich in Anspruch nehmen? Welche Menschen dürfen für Dich im Alltag sorgen?
Alles Liebe von Vivian Mary Pudelko
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