Ich liebe Parfum. Ja, ich mag diesen starken Geruch, der sich wie ein Extra-Kleidungsstück um einen legt. Ein wahrer Duftmantel. Ich erfreue mich im Alltag, wenn ich einen Hauch meines Lieblingsparfums erhasche. Und weil das Leben nicht immer gleich ist, braucht es mehrere Lieblingsparfums. Tja, aber dann gibt es noch etwas anderes.
Die Öle! Also, die ätherischen Öle, mit denen mich vor mehr als zehn Jahren meine liebe Kollegin Albena vertraut machte. Anfangs habe ich mich schon recht gesträubt. Ätherische Öle: mit großer Philosophie dahinter und teuer erschienen sie mir. Bisschen anstrengend und übertrieben, wenn es doch einfach nur um einen Duft geht. Aber nein, bei diesen Ölen geht es natürlich nicht nur um das allgemeine Wohlgefühl. Es sind Düfte, die uns im Alltag unterstützen können. Was mich schließlich überzeugt hat? Anziehend auf mich wirkte damals auf der psychiatrischen Station letztendlich diese Nasenimpression in unserem gemeinsamen Musiktherapieraum. Und natürlich auch um Albena herum. Dieser Geruch, diese Duftvielfalt beruhigte, stabilisierte, zentrierte oder schenkte Energie. Alles Therapieziele, die wir für unsere PatientInnen auf der Akutstation besprachen – und längerfristig in dieser intensiven Zusammenarbeit mit ihnen auch selbst häufig benötigten. Inmitten der Aufruhr, dem Gefühlschaos und der häufigen Krisenstimmung auf unserer Station taten diese Gerüche so gut. Einatmen, ausatmen – alles in seiner Ordnung.
Die Öle begleiten mich inzwischen schon sehr viele Jahre. Mal mehr, mal weniger. Anders als bei einem synthetischen Parfum (auch wunderbare, tolle, einzigartige Duftstoffe) scheinen die Öle eine Symbiose mit dem eigenen Körper einzugehen: sie verbinden sich mit dem eigenen Körper und unterstützen uns auf verschiedensten Ebenen. Wir können ganz intuitiv das passende Öl für die jeweilige Stimmung oder Lebenssituation finden: man öffnet ein Fläschchen und riecht daran. An manchen Tagen zieht sich alles in mir zusammen, wenn ich an einer bestimmten Duftmischung rieche, an anderen Tagen ist es ein glückliches, bejahendes Riechen und Einatmen beim Öffnen genau derselben Flache. Es gibt reine Öle und es gibt Öl-Mischungen, die bestimmten Themen zugeordnet sind. Zum Beispiel die Mischungen Release (Loslassen), Valor (Mut), Gratitude (Dankbarkeit). Oder die reinen Öle wie Lavendel, Limette, Pfefferminz.
Und je länger ich mit diesen Ölen im Alltag lebe, desto vertrauter und inniger wird die Beziehung zu meinen kleinen Fläschchen. Denn die langjährige Erfahrung und meine rein subjektiven Assoziationen, halten die Beziehung und die Wirkung der Öle lebendig. Es scheint kein Abstumpfen der Nase zu geben, im Gegenteil, die olfaktorische Erfahrung wird komplexer, inniger mit den Jahren. So wie die Beziehung zu einem alten Freund!
Meine Lieblingsölmischung ist nach wie vor „Peace and Calming“ – ein wunderbar, wie der Name schon sagt, beruhigender Duft, wenn man nicht einschlafen kann, oder auch tagsüber sehr angespannt ist und den Kopf mit Gedankenschleifen voll hat. Das sehr zentrierende Öl „Gathering“ habe ich phasenweise täglich benutzt und Limette verleiht Funken guter Laune und Frische.
Was riechst Du gerne? Den Duft von Kaffee? Die Fichten im Wald? Oder vielleicht den Benzingeruch an der Tankstelle?
Einen wunderbaren Frühlingsbeginn wünscht uns,
Vivian Mary Pudelko
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